Spontan nach Mendoza
Und dann geht alles ganz schnell. Nachdem klar ist, dass ich von Oktober bis Dezember in Deutschland unabkömmlich sein werde, buche ich spontan einen Flug nach Argentinien. Und keine 48h später stehe ich in Valentin’s Garage in Mendoza und packe meine BMW aus. Ich will wenigstens die drei verbleibenden Wochen im September nützen, um doch noch etwas Südamerika-Luft zu schnuppern zu können u.v.a. um mein Motorrad nach Uruguay zu fahren. Anders als im Rest von Südamerika bekommt man in Uruguay für sein Fahrzeug ein TIP (Temporary Import Permit) mit 12 monatiger Gültigkeit. Damit habe ich dann alle Zeit der Welt, um im neuen Jahr zurückkehren und meine Reise fortzusetzen.
Meine BMW hatte ich im April25 bei Valentin abgestellt. Dort war sie gut bewacht. Einmal kurz den Starter betätigt und schon springt sie ohne Murren an. Ich bin bereit für ein weiteres, wenn auch sehr kurzes Südamerikaabenteuer.


Doch bevor ich losmache, besuche in noch Nestor, einen weiteren Freund in Mendzoa. Er ist ein begnadeter und umtriebiger Motorradschrauber und bis ich schaue, hat er bereits den Ölwechsel an meiner BMW gemacht. Und da es Wochenende ist, nimmt er mich gleich mit auf den Autodromo von Mendoza, wo auf der Kart-Bahn ein freies Training stattfindet. Während er und sein Kumpels die selbstgetunten Karts ausprobieren – ich darf natürlich auch ein paar Runden in einem der engen Karts drehen – brutzelt das Grillfleisch über Stunden auf dem Asado-Grill. Ohne Asado geht in Argentinien gar nichts und so gehören zig gemauerte Grillstellen selbstverständlich zur Ausrüstung einer Kart-Bahn dazu.






Mit uns ist noch eine weitere Gruppe an der Strecke, die eine Gender Reveal Party feiert. Zwei Freunde des “schwangeren Paars” wollen in einem Rennen über mehrere Runden das Geschlecht des ungeborenen Babys ausfechten. Während in dem hartumkämpften Rennen das hellblaue Kart die meiste Zeit die Nase vorne hat, kann das rosa Kart auf der Zielgerade gerade noch vorbeiziehen und somit bestimmen, dass es ein Mädchen werden wird. Unglaublich, was heutzutage alles geht! 😉
(Mal ganz ehrlich, wer wußte, was eine Gender Reveal Party ist? Bitte um einen Kommentar im Gästebuch!)



Winter in Argentinien
1200km sind es bis Uruguay, erst durch die sanfte Sierra Pampeanas bis Cordoba und dann durch die flache, eintönige Pampa. Es ist Anfang September und eigentlich noch zu früh, um Argentinien zu bereisen, denn der Winter hat das Land noch fest im Griff. Die Anden in meinem Rücken sind noch schneebedeckt und in der Ebene weht ein kalter Wind. Zum Glück ist es mit 10 Grad nicht allzu kalt und ich komme auf den leicht zu fahrenden Naturstraßen gut voran. Die freundlichen Einheimischen weißen mir den Weg und im einzigen Café an der Strecke gibt es heißen Tee zum Aufwärmen. Aber die vielen leeren Hotels und Restaurants in den größeren Ortschaften warten noch auf den große Touristenansturm im Sommer.










Einzig in der Touristenhochburg Villa General Belgrano, einer ursprünglich von deutschsprachigen Einwanderern gegründeten Stadt, ist schon was los. Das Gulasch mit Sauerkraut schmeckt fast wie daheim und die Versorgung mit Medikamenten Deutschen Ursprungs wäre auch gesichert. Schade nur, dass das lokale Oktoberfest auf November verschoben ist.



Und dann Cordoba
Cordoba! War da nicht mal was? Ja genau, hier im Estadio Kempes ereignete sich die bitterste Stunde für den (West-)Deutschen Fussball, die „Schmach von Cordoba“. Die 2:3 Niederlage gegen Österreich kann man sich im Stadiomuseum als Video nochmals ansehen und dabei Edi Fingers lengendärem „I werd närrisch“ lauschen. Das reißt bei mir heute noch alte Wunden auf, also nix wie weg hier.



Zum Glück bin ich bei Leo, einem Argentinischen Motorradfahrer, den ich vor einem Jahr in Bolivien kennen gelernt hatte, zum Asado eingeladen. Leo hat keine Österreichischen Wurzeln und ist zu jung, um sich an 1978 zu erinnern. Zusammen mit seiner Familie verbringen wir einen entspannten Abend und ich erfahre mehr über die Kultur des Asado. Asado-Grillplätze gibt es in Argentinien eigentlich überall, in jedem Park, in jedem Haus, sogar in Airbnb-Appartments. Anders wie bei uns sind die Grillplätze keine exklusiven Livestyle-Geräte sondern ganz einfach gemauerte Stellen mit einem Grillrost. Es kommt auf die Technik an. Die großen Fleischfetzen werden über Stunden auf einem Holzfeuer aus hartem Quebracho-Holz gegrillt, das es überall zu kaufen gibt. Gewürzt wird nur mit Salz, um den reinen Fleischgeschmack zu betonen. Das Wichtigste am Asado ist aber das gesellige Ereignisse, um Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen. Es schmeckt köstlich!



Pampa, nix wie Pampa
Ab Cordoba beginnt dann die sog. Pampa, eine flache, oft gehölzlose Graslandschaft, die sich bis zum Atlantik erstreckt und weite Teile Argentiniens und ganz Uruguay einnimmt. 650km gerade und öde Kilometer bis zu Uruguayischen Grenze liegen vor mir. Von riesigen Rinderherden auf saftigen Wiesen, die ich zählen könnte, um mir beim Fahren die Zeit zu vertreiben, ist nichts zu sehen. Nun, es ist Mitte September, also noch Winter und einfach noch zu früh.




